Die heutige Etappe nach Tossa de Mar war lang und zugleich die mit den meisten Höhenmetern, doch wir fühlten uns fit und bereit. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel starteten wir früh. Unterwegs sollte es keine Einkehrmöglichkeiten geben, daher deckten wir uns mit ausreichend Proviant ein, ein weiser Entschluss, wie sich später zeigen sollte.
Noch war es trocken, obwohl Regen angekündigt war. Jeder Schritt ohne Niederschlag fühlte sich wie ein kleiner Sieg an. Die Ponchos lagen griffbereit, schließlich sollten sie ja nicht umsonst seit Tagen in unseren Rucksäcken liegen. Der Weg aus der Stadt hinaus war angenehm und gut zu laufen. Doch bald führte die Route hinauf ins Gebirge. Vom Meer bis auf knapp 500 Höhenmeter. Zunächst sanft ansteigend, dann zunehmend steiler und wilder. In schmalen Schluchten wanderten wir durch lichten Nadel- und Korkeichenwald. Diese Passagen erinnerten mich an den Camino Portugués. Bei Starkregen verwandeln sich solche Pfade und Spalte in reißende Bäche und es gibt kaum Ausweichmöglichkeiten. Zum Glück blieb es bei uns trocken.
Der zweite Teil der Strecke verlief über breite, gut begehbare Wege, auf denen wir zügig vorankamen. Ohne nennenswerte Pausen meisterten wir die Etappe. Der Bewölkte Himmel erwies sich als idealer Begleiter, angenehm kühl und stimmungsvoll zugleich. Die Landschaft zeigte sich von ihrer schönsten Seite, sattgrün und still, nur vom Zirpen der Zikaden und unseren Schritten begleitet.
Als wir in Tossa de Mar ankamen, waren wir erschöpft, aber glücklich. Wir hatten die Etappe ohne Regen geschafft, obwohl wir uns schon den halben Tag unter dem Poncho gesehen hatten. Jetzt soll es morgen regnen, doch wir bleiben optimistisch. Es wird unser letzter Wandertag sein. Auf dem Hotelbalkon sitzend, blicken wir zurück auf unsere Anfänge, kaum zu glauben, wie schnell neun Tage vergangen sind. Ein Stück Abenteuer geht langsam zu Ende und wir sind dankbar für jeden Schritt.
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