Bis nach Rom für Leberecht

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Vom Römer nach Rom in 14 Tagen – auf dem Fahrrad, wohlgemerkt. Der Frankfurter Danny Lettkemann (21) legte diesen Sommer 1600 Kilometer vom Main über die Schweiz nach Italien zurück. Danny hat während dieser Fahrt nicht nur jede Menge Eindrücke gesammelt, sondern auch Spenden. Denn der Dachdecker-Lehrling ist für den guten Zweck unterwegs gewesen: Er spendet den gesamten Erlös seiner Tour an die Leberecht-Stiftung der Frankfurter Neuen Presse, die sich für behinderte Kinder und Jugendliche einsetzt. „Mein älterer Bruder ist behindert. Ich kenne die Probleme und Sorgen“, sagt Danny Lettkemann. So war für ihn sofort klar, dass er die Spenden der Leberecht-Stiftung zur Verfügung stellen wird. Am Freitag, 3. November, wird er um 19.30 Uhr (Einlass ist um 19 Uhr) in der Friedensgemeinde, Frankenallee 150, einen Vortrag mit vielen Fotos über seine aufregende Fahrradtour nach Rom halten. Der Eintritt kostet 5 Euro und geht ebenfalls an die Leberecht-Stiftung. Im vergangenen Jahr radelte Danny von Hamburg nach Oberstdorf, einmal quer durch Deutschland. „Ganz allein. Ich brauchte Abstand. Überhaupt helfen mir diese langen Touren, physisch und psychisch an meine Grenzen zu stoßen.“

Der Mann hat Fernweh: Frankfurt, Karlsruhe, Zürich, über den Sankt Gotthard, Mailand, Crocetto, Rom - und alles auf dem Fahrrad. „Vom Römer nach Rom" war Dachdecker Lehrling Danny Lettkemann auf zwei Rädern unterwegs. Ohne Pannen. Pro gefahrenen Kilometer wurden via Homepage Spenden gesammelt. Für diesen guten Zweck meisterte er sogar den SanktGotthard-Pass mit seinen 2108 Metern am Scheitelpunkt und einer Steigung von rund zwölf Prozent. Dass die Spenden an die Leberecht-Stiftung zu Gunsten von behinderten Kindern fließen sollten, das war dem 21-Jährigen aus dem Gallusviertel sofort klar: Denn er weiß, wie wertvoll die Leberecht-Spenden zum Beispiel für die Hermann-Herzog- und die Viktor-Frankl-Schule sind. Die Leberecht-Stiftung der Frankfurter Neuen Presse leitet die Spendengelder direkt den einzelnen Projekten zu. Foto: Martin Weis

Und als nun das „Sommermärchen“ -die Fußball-Weltmeisterschaft- zu Ende war, gingen die Planungen für seine Radtour in die heiße Phase. Oberbürgermeisterin Petra Roth ließ ihm ein Paar Espressotassen aus der Höchster Porzellan Manufaktur als Geschenk einpacken. Dieses wollte er in Rom an den dortigen Bürgermeister Walter Veltroni übergeben. Dass Herr Veltroni zwei Wochen später keine Zeit für ihn haben wird, und er sein Geschenk lediglich in der Verwaltung abgeben kann, ahnte Danny damals zum Glück noch nicht. Mehr als 70 Freunde, darunter der Spielmanns- und Musikzug Frankfurt 1999, verabschiedeten ihn Mitte Juli vor dem Römer. Die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt gab den Startschuss. Zuvor hatte Graffitikünstler Helge Bomber Steinmann auf eine Leinwand den Römer, das Kolosseum und natürlich ein Fahrrad gesprüht, das Bild wurde noch vor Ort versteigert: „Auch diese rund 400 Euro gehen natürlich an die Leberecht-Stiftung“, betont Danny. Sieben bis zehn Stunden täglich saß der Freizeit-Sportler im Sattel. „Im Schnitt habe ich jeden Tag 105 Kilometer zurückgelegt.“ In der Schweiz kam er dank der vielen Radwege gut voran, er übernachtete in Jugendherbergen, Hotels und auch mal im Zelt. Insgesamt „balancierte“ Danny sechs Gepäcktaschen auf seinem Rad, inklusive Zelt und Schlafsack. Leider behielt er gleich die erste Nacht in keiner guten Erinnerung: „Die Jugendherberge in Pforzheim hatte bereits geschlossen. Ich musste draußen im Zelt übernachten, da bewarfen mich Jugendliche mit Steinen. Die waren wohl betrunken. Ich habe schnell das Weite gesucht, aber die haben mich mit dem Roller verfolgt. Zwei Mal musste ich flüchten.“ 

Zu den schönsten Erinnerungen zählt ein Abend im italienischen Marina di Massa. „Da saß ich mit Jugendlichen aus acht Nationen zusammen, wir haben uns unterhalten und gemeinsam gefeiert.“ Kurz vorm Aufgeben war Danny nicht etwa auf dem Sankt Gotthard Pass, als es steil bergauf ging, sondern später in der Toskana. „Es war ein heißer Tag, 40 Grad, eine bergige Strecke, ziemlich heftig.“ Aber er hielt durch, trotz Sonnenbrands auf den Lippen und Krämpfen in den Oberschenkeln. „Schließlich wollte ich nicht mit leeren Händen zurück kommen.“ Sein Zeitplan war straff: „Zwei Wochen fahren, eine Woche in Rom.“ Dann ging es mit dem Billig-Flieger zurück. „Mehr Urlaub hatte ich nicht“, erzählt der Dachdecker-Lehrling. Bald steht seine Prüfung an. Das Reiseziel 2007 hat er sich schon ausgesucht: Norwegen. Natürlich mit dem Fahrrad.

von Beate Lambrich


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