Lahnhof – Lahnstein

Um kurz nach 6 Uhr begann meine Radtour an der Quelle der Lahn. Mein Ziel war es, den gesamten Lahnradweg an einem einzigen Tag zu bewältigen. Schon an diesem erhöhten Punkt, der Lahnquelle, genoss ich die beeindruckende Aussicht. Es umgaben mich unberührte Natur und eine herrliche Ruhe.

Nachdem ich das kleine Örtchen Buchenau hinter mir gelassen hatte, tauchte ich in eine idyllische Landschaft ein. Diese war geprägt von weiten Feldern und sanften Hügeln, während bewaldete Hänge das Lahntal wie einen grünen Rahmen umgaben. Der Weg führte bergab, sodass das Rad beinahe von selbst rollte und ich konnte die malerische Umgebung umso mehr genießen.

Doch der schottrige Untergrund wurde auf diesem Abschnitt zur Herausforderung, besonders in Kombination mit der Geschwindigkeit, die sich beim Bergabfahren ergab. Trotzdem minderte das meine Freude nicht. Der Morgen war noch von leichtem Nebel durchzogen, der die Landschaft in eine geheimnisvolle Stimmung tauchte. Doch schon am Vormittag lichtete sich der Schleier und die Sonne gab den Blick auf die volle Schönheit des Lahntals frei.

Während der Fahrt nach Marburg überquere ich die Lahn mehrmals auf kleinen Brücken, von denen aus sich ein wunderbarer Blick auf den natürlichen Fluss bietet. Hinter Marburg weitet sich das Lahntal, öffnet sich zu einer weiten Ebene und ich radle auf nahezu flachem Terrain immer in Flussnähe durch weite Felder. Die Strecke entlang der Lahn führt mich durch Gießen. Vor den Stadttoren empfängt mich eine reizvolle Landschaft aus schönen Feldern und Wiesen, die mich auf eine kleine Anhöhe abseits der Lahn führt. Von hier aus eröffnet sich eine faszinierende Aussicht über die weite Landschaft. Zurück am Fluss radle ich auf flachem Terrain durch saftig grüne Auen. Hier konnte ich Störche über das Gras schreiten sehen und in ihren hohen Nestern beobachten.

Dem Verlauf der Lahn folgend, passiere ich kleine Seen und Ortschaften auf dem Weg nach Wetzlar. Durch das noch recht weite Lahntal folge ich weiter dem Fluss. Unterwegs überquere ich die Lahn an verschiedenen Stellen und passiere einige Schleusen, die sich als ideale Orte für kurze Zwischenstopps erweisen. Hier kann man die Schönheit des Flusses genießen und das Geschehen auf dem Wasser zu beobachten.

Bei der Einfahrt nach Weilburg bietet sich ein atemberaubender Blick auf Schloss Weilburg, das Wahrzeichen der Stadt. Ab Weilburg wird das Lahntal noch reizvoller, mit hübsch bewaldeten Hügeln, einem glatt asphaltierten Radweg direkt am Ufer entlang, der stets den Blick auf das Wasser und die grünen Ufer ermöglicht. Die herrliche Natur entlang der Wälder und Wiesen begleitet mich, während ich den fröhlichen Schleifen der Lahn folge. Ab und zu fangen romantische Burgen und Kirchen auf Anhöhen über dem Tal meinen Blick ein. Nach einigen Kilometern öffnet sich das Tal wieder etwas und ich radle vermehrt durch weite Wiesen und Felder. Trotzdem freue ich mich über genügend Bäume am Lahnufer, die mir an dem warmen Sommertag angenehmen Schatten spenden.

Nach Limburg geht die Fahrt weiter über Felder und vorbei am imposanten Schloss Oranienstein in Diez. Hinter Diez erheben sich erneut romantisch bewaldete Hänge am Ufer der Lahn, die sich in engen Schleifen durch das malerische Tal winden. Die ersten Kilometer führt der Radweg direkt am Ufer entlang, durch märchenhafte Landschaft mit Hügeln, Wald und einem glitzernden Fluss. Dabei passiere ich erhabene Burgen, malerische Orte und das Kloster Arnstein. Im hübschen Kurort Bad Ems ist eine kleine Pause empfehlenswert, um die prachtvollen Gebäude zu bewundern. Anschließend setzt sich die Route direkt am Ufer der Lahn fort, bis zu ihrer Mündung in den Rhein in Niederlahnstein, wo der Lahnradweg endet. Hier kann man beobachten, wie die Lahn mit dem Rhein verschmilzt. Im Hintergrund bewaldete Hügel und Schloss Stolzenfels auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Ein wunderschöner Moment, der es lohnt, eine Weile zu verweilen. Bedauerlicherweise habe ich mich am Ende verfahren.

Ursprünglich sollte das Ziel der Hauptsitz der Firma Canyon in Koblenz sein, aber meine Konzentration ließ nach. Der Berg kurz vor dem Ziel zwischen Balduinstein und Laurenburg, an dem ich das Ufer verlassen musste, hat noch einmal richtig weh getan! Aber das Ziel habe ich geschafft und bin in unter 12 Stunden den gesamten Lahnradweg abgeradelt.

Hinweis: Im unteren Lahntal ist die Radweglücke zwischen Balduinstein und Laurenburg inzwischen geschlossen. Der Lahnradweg verläuft dort nun autofrei entlang der Lahn und nutzt zwei neu errichtete Brücken, man muss nicht mehr über den Berg wie es 2021 noch nötig war.

256,0 km  I  1210 hm  I  Ø 22,6 km/h

Germanys Top River Routes

GPS Track: Strava / Komoot


4 comments

    • Herzlichen Dank! Teilweise fotografiere ich sogar während der Fahrt direkt vom Fahrrad aus. Das mache ich allerdings besonders gerne bei kürzeren Etappen. Es hängt natürlich immer vom Motiv und der Situation ab. Hier hatte ich sogar nur das Handy dabei, ansonsten immer eine richtige Kamera.

  • Hut ab!!! Danke für den interessanten Bericht. Ich bin vor 20 Jahren einmal die Strecke ab Dietz bis zur Mündung und weiter am Rhein bis Osterspai gefahren. Tolles Erlebnis und es gibt wirklich schöne Ecken hier in Deutschlan man muss sie nur kennen

    • Vielen Dank, Roland. Du hast recht – in Deutschland gibt es wirklich viele beeindruckende Orte zu entdecken. Was die Lahn so besonders macht, ist für mich der spannende Wechsel zwischen unberührter Natur und den immer wieder auftauchenden Ortschaften und Städten. Außerdem ist der Radweg heute in einem hervorragenden Zustand, was die Tour sehr angenehm macht. Vor 20 Jahren sah das sicherlich noch ganz anders aus.

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