Der Ex-Fremdenlegionär Thomas Gast gibt mir wertvolle Tipps für meine Touren. Wir kamen in Kontakt, nachdem ich sein Buch über seine Zeit bei der Legion gelesen hatte.
Auf unserer Kanutour auf der Rhone in Sion machten wir eine überraschende Erfahrung. Während wir das Faltkanu auf einer scheinbar sicheren Sandbank aufbauten, stieg der Wasserstand plötzlich rasant an. Noch bevor wir fertig waren, standen wir bereits im Wasser. Unser Equipment war auf einmal in Gefahr. Ein Lager auf der Sandbank oder zu nah am Ufer hätte bei der reißenden Rhone lebensgefährlich sein können. Lest selbst, was der Ex-Fremdenlegionär Thomas Gast dazu zu sagen hat!
“Biwak an Flüssen, in trockenen Bachbetten, Wadis etc. Im Jahr 1988 überfluteten heftige Wassermassen von einer Sekunde auf die nächste den Wadi Ambouli in Dschibuti. Dies geschah so plötzlich dass selbst Menschen die wach waren und hören konnten wie das Wasser von den Bergen herunterschoss kaum Zeit hatten sich in Sicherheit zu bringen. Wer im trockenen Wadi (Flussbett) sein Zelt aufgeschlagen hatte, hatte kaum Chancen mit dem Leben davon zu kommen. 1986 hatten wir unser Biwak nahe am Fluss Inipi in Französisch Guyana aufgeschlagen. Als wir am Morgen erwachten (Es hatte die ganze Nacht geregnet) war der nahe Fluss über seine Ufer getreten. Hätten wir nicht unsere gesamte Ausrüstung am Abend zuvor auf rasch angefertigte Holzgerüste (etwa einen Meter über dem Boden) gelegt, so wäre es eine Katastrophe gewesen.
Auch in Europa gilt, ein Blick in Stiefel und Schuhe bevor man diese früh anzieht. Am Besten zwei Stöcke (40 cm lang) in den Boden treiben und die Stiefel mit der Öffnung nach unten darauf stecken: Das verhindert dass man unangenehme Begegnungen mit Kreuzottern oder anderen Schlangen bzw. Ungeziefer macht. Stelle sicher, dass du innerhalb von Minuten das Lager abbrechen und unterwegs sein kannst. Wenn du nur zu zweit oder zu dritt bist, schiebe Wache! Kleine Boote, Kanus etc. ans Ufer bringen, ins Trockene ziehen (außer in Regionen in denen man evtl. schnell das Weite suchen müsste, Krisengebiete, etc.) Das klingt übertrieben, zahlt sich aber aus.
Feuer grundsätzlich klein halten. Wenn es aus 30 Metern Entfernung noch sichtbar ist, ist es zu groß, lockt Menschen an, deren Absichten zweifelhaft sein könnten. Bist du alleine, lasse etwaige Fremde darüber im Ungewissen. Niemand möchte sich gerne mit mehreren anlegen, wenn man jedoch weiß du bist alleine, vielleicht weiblich und müde: Das perfekte Opfer! Die Annahme, all so etwas könne in Europa nicht passieren, ist absurd. Für jedes Übel das geschehen könnte: Entwickle in deinem Kopf ein (oder mehrere) Reaktions- Szenario. Was tun wir wenn….! Im Zweifel gilt immer: Das Leben ist wichtiger als die Ausrüstung oder der Geldbeutel, also nie den Helden spielen. Angst ist oft ein sehr guter Berater, denn man weiß, Helden sterben früh.”
Thomas Gast
Anmerkung 13.12.2024:
2011 war Thomas Gast, soweit ich informiert bin, noch nicht auf YouTube aktiv. In Bezug auf seine Inhalte, die nicht mit Survival zu tun haben, insbesondere bei politischen Themen, möchte ich mich ausdrücklich distanzieren.
Schaut euch dazu gerne einmal das Video von drei Radreisenden an. Ab Minute 8:20 wird es interessant: https://youtu.be/nvy-1OWqb3o?si=IHEFqWAX8BkFA3rY&t=500