Spatz Bijou – Mehr als ein Zelt, ein Lebensgefühl!

Wie ich zu meinem Spatz Bijou gekommen bin. Im Jahr 2005, als ich mit dem Fahrrad von Hamburg nach Oberstdorf radelte und dabei Deutschland durchquerte, war dies eine Hommage an mein großes Vorbild Rüdiger Nehberg und seinen Lauf. Damals übernachtete ich noch in Unterkünften, oder auch mal mit dem Schlafsack in einer Scheune. Nach der Tour wurde mir jedoch schnell klar, dass ich ein kleines Zelt benötigte, um unabhängiger zu sein. Die Etappen von Jugendherberge zu Jugendherberge stellten mit dem vielen Gepäck oft eine große Herausforderung dar.

Da ich viele Jahre als Teilnehmer und später als Gruppenleiter in einem katholischen Zeltlager aktiv war, wusste ich, wo die besten Zelte der Welt gefertigt werden: in einer kleinen Zeltmanufaktur in Zürich bei der Firma Spatz. Dort hatten wir Zelte, die bereits seit über 30 Jahren im Einsatz waren und noch immer zu den beliebtesten zählten.

So nahm ich Kontakt mit dem Geschäftsführer Richard Vogel auf. Von ihm erfuhr ich viel über das Unternehmen, das in den 1930er Jahren von Hans Behrmann gegründet wurde. Behrmann, selbst Pfadfinder, strebte danach, bessere Zelte herzustellen, als es sie damals auf dem Markt gab. 1941 erfand er das Doppeldachzelt, das bis heute in nahezu unveränderter Form produziert wird. Spatz entwickelte sich zum erfolgreichsten Hersteller von Gruppenzelten in der Schweiz. In den achtziger Jahren begann Behrmann, Aktien an die Belegschaft auszugeben und nach seinem Tod 1999 führten die Mitarbeiter den Betrieb weiter.

Herr Vogel kam mir beim Preis entgegen, da ich zu dieser Zeit Dachdeckerlehrling im zweiten Lehrjahr war – eine Geste, für die ich ihm bis heute sehr dankbar bin. Ich entschied mich für das Spatz Bijou und vereinbarte eine Abholung zum Jahresende in Zürich.

Kurz vor Silvester holte ich das Zelt in der Manufaktur ab. Bei der Übergabe wurde ich freundlich begrüßt und durch die Näherei sowie die Werkstatt geführt, wo die Stoffe zu Zelten vernäht und die Zeltstangen aus Rohmaterial passgenau bearbeitet werden. Sowohl die Stoffe als auch das Aluminiumrundrohr stammen aus der Schweiz. Ich konnte mich kurz mit den Mitarbeiterinnen an den Nähmaschinen und dem Mitarbeiter in der Metallwerkstatt austauschen. Neben der Zeltmanufaktur im Haus verkauft Spatz auch eine große Auswahl an Outdoor-Ausrüstung in ihrem Backsteingebäude in der Hedwigstrasse Nr. 25.

Spatz Camping & Trekking Hedwigstrasse 25 in Zürich.

Das Spatz Bijou ist ein kleines, kompaktes Zweimannzelt. Das Außenzelt besteht aus altrosafarbenem Baumwollstoff „Flamingo“, ergänzt durch ein cremefarbenes, luftiges Innenzelt. Schon beim Anblick dieses Zelts verspüre ich tiefe Freude. Mein Herz schlägt höher bei der Vorstellung, mit einem solch ästhetischen und qualitativ hochwertigen Begleiter auf Reisen zu gehen. Die Vorstellung, dieses elegante Zelt anstelle einer herkömmlichen Nylonvariante aufzubauen, erfüllt mich mit innerer Freude.

Das Bijou entspricht aufgrund des Baumwollstoffs und des Doppeldachs nicht dem schlanken Packmaß anderer Zweimannzelte. Mit 4,2 kg Gewicht und dem Packmaß von 55 x Ø 18 cm ist es für das kleinste Zelt von Spatz dennoch recht schwer, was man im Voraus bedenken sollte. Bei Radreisen stellt das Packmaß kein Problem dar, während ich es beim Wandern nur nutzen würde, wenn ich das Gepäck mit einem Mitwanderer teile. Für zwei Erwachsene wird es im Zelt recht kuschelig – man sollte sich also mögen.

Die erste große Bewährungsprobe erlebte das Zelt auf meiner Norwegenradtour 2007, wo es mehrere Wochen meine Heimat war. Hier konnte es sich gegen das Nylonzelt meines Mitreisenden beweisen. Während sein Zelt nach zwei Tagen Dauerregen völlig durchnässt war, konnte ich mein Innenzelt unter dem Außenzelt trocken abbauen und verstauen, bevor ich das Außenzelt und die Zeltstangen separat verpackte. Am Abend baute ich es ebenso trocken wieder auf – ein Garant für ein permanent trockenes Innenzelt. Mein Freund hingegen musste sein Nylonzelt morgens nass abbauen und abends nass wieder aufbauen, wobei es auch von innen feucht blieb.

In meinem Innenzelt hatte ich zudem reichlich Platz für Gepäck, während ein Teil auch in der Apside außerhalb lag. Ein weiterer großer Vorteil der Baumwoll-Doppeldachzelte ist das hervorragende Raumklima. Die Luftschicht zwischen Innen- und Außenzelt verhindert eine Überhitzung und das Innenzelt ermöglicht einen guten Luftaustausch. So entstehen weder Kondensfeuchte noch schlechte Luft im Zelt. Das Baumwollaußenzelt wird eigentlich erst richtig „dicht“, wenn es nass ist. Die Fasern quellen auf und bilden eine regenfeste Schutzhülle. Je nach Wetterbedingungen und Beschaffenheit des Untergrunds brauche ich zwischen 10 und 20 Minuten, um das Zelt alleine aufzubauen.

Ein weiterer Vorteil ist die einfache Reparatur unterwegs: Mit Nadel und Faden würden sich kleinere Löcher problemlos flicken lassen. Man kann das Außenzelt allein als Regenschutz verwenden oder es mithilfe von Seilen bzw. Reepschnur auf Stehhöhe zwischen Bäumen als Tarp spannen. Unter das Zelt lege ich immer eine Schutzfolie, um den eigentlichen Zeltboden vor scharfen Kanten oder Spitzen zu schützen.

Für mich ist das Spatz weit mehr als nur ein Zelt. Es ist meine Heimat unterwegs, der Ort, an den ich mich zurückziehen, mich wohlfühlen und vor Wettereinflüssen geschützt fühlen kann.

Spatz Bijou Doppeldachzelt aus Zürich in einer 3D Animation von Danny Alexander Lettkemann.

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