Seit 2023 habe ich mir das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren jeweils eine Radtour in eine der europäischen Partnerstädte Frankfurts zu unternehmen. Damit möchte ich die engen Verbindungen zwischen den Städten sichtbar machen. Meine erste Tour führte mich daher im Jahr 2023 von Frankfurt nach Mailand. 2024 radelte ich dann nach Budapest. In diesem Sommer hingegen werde ich mit dem Fahrrad von Frankfurt nach Krakau fahren.
Dies ist ein besonderes Jahr für die europäischen Partnerschaften. Die Partnerschaft Frankfurts mit Lyon feiert bereits ihr 65-jähriges Bestehen. Die Partnerschaft mit Mailand besteht seit 55 Jahren und die Verbindungen zu Budapest, Prag und Leipzig bestehen jeweils seit 35 Jahren. Diese Jubiläen stehen für die europäische Idee der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Verständnisses – Werte, die mir persönlich am Herzen liegen.
Ein weiterer, bedeutender Grund für die diesjährige Wahl von Krakau ist der 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, das in der Nähe von Krakau liegt. Dieses Ereignis erinnert uns an die dunkle Vergangenheit Europas und an unsere Verantwortung, aus der Geschichte zu lernen. Auf meiner Fahrt werde ich auch Auschwitz passieren, um an die Opfer zu gedenken. 80 Jahre nach der Befreiung dieses Ortes des Grauens ist es wichtiger denn je, wachsam zu bleiben und gesellschaftliche Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Frieden zu bewahren und uns gegen Hass, Ausgrenzung und Intoleranz einzusetzen.
In meinem Heimatstadtteil Gallus, in dem ich über 30 Jahre gelebt habe, befand sich während des Zweiten Weltkriegs eine KZ Außenstelle. In den Adlerwerken wurde zwischen August 1944 und März 1945 das KZ-Außenlager „Katzbach“ betrieben. Schon als Kind wusste ich davon – doch vielen Frankfurterinnen und Frankfurtern ist diese dunkle Vergangenheit bis heute nicht bewusst.
In den Adlerwerken mussten 1.616 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Die meisten von ihnen überlebten das Kriegsende nicht. Wie viele andere Unternehmen setzten auch die Adlerwerke Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter ein, vor allem aus Polen. Viele starben an Erschöpfung, Unterernährung oder Krankheiten. In den letzten Tagen des Krieges wurden die überlebenden Häftlinge auf einen Todesmarsch geschickt, der sie durch den Main-Kinzig-Kreis nach Hünfeld führte. Wer diesen Marsch überstand, sollte dort in einen Zug verladen werden.
Es dauerte viele Jahre, bis die Erinnerung an das KZ Katzbach über bloße Erzählungen hinausging. Heute gibt es den „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ – einen Ort, an dem man mehr über diese Geschichte erfahren kann. Über ein KZ mitten in der Stadt, in meiner Heimatstadt, in dem Viertel, in dem meine Großeltern, Eltern und ich lebten.

Auf meiner ersten Etappe von Frankfurt nach Krakau folge ich bewusst der Route des Todesmarschs von Frankfurt nach Hünfeld. Mein Weg beginnt an den Adlerwerken im Frankfurter Stadtteil Gallus. Von dort fahre ich über Maintal, Hanau, Langenselbold und Gelnhausen. Weiter geht es durch Wächtersbach, Aufenau, Schlüchtern und Flieden. Dann führt mich die Strecke über Neuhof, Eichenzell, Fulda nach Hünfeld.
Damit möchte ich an die Opfer dieses Todesmarschs erinnern und ihre Geschichte sichtbar machen. Als Mahnung an uns alle, für Menschlichkeit, Frieden und Würde einzustehen. Außerdem möchte ich mit meiner Radreise von Frankfurt nach Krakau Spenden sammeln, um die Arbeit des Geschichtsorts Adlerwerke zu unterstützen.
Am 14. Juni fahre ich los Richtung Krakau, ab dann gibt es hier die Möglichkeit zu spenden. Ich zähle auf Dich und Deine Unterstützung!


Danny, deine Ausführungen sind sehr verständlich und anschaulich!
Es ist sehr bewundernswert wie du dich auch mit schweren, schrecklichen Taten in unserer Geschichte einbringt.
ich bin stolz, einen so tollen Grossneffen wie dich zu haben!
wir wünschen dir eine reibungslose Fahrt und sind in Gedanken bei dir!
fühl dich lieb umarmt von Heinrich und Helga
Liebe Helga,
herzlichen Dank für deine schönen Worte! Ich bin wirklich dankbar, mit Dir und Heinrich so wunderbare Großtante und Großonkel an meiner Seite zu wissen. Nach meiner Reise sehen wir uns hoffentlich bald – dann erzähle ich euch natürlich ein wenig von meinen Erlebnissen.
Ab dem 23. Juni wird es auch wieder täglich Reiseberichte mit Fotos geben – ganz wie gewohnt.
Liebe Grüße Danny
Hi Danny, toll dass du wieder eine Reise antrittst und damit aufmerksam machst auf die schreckliche Geschichte, in unmittelbarer Umgebung, nicht so weit weg wie es dem ein oder anderen vielleicht manchmal erscheinen mag. Und.. leider auch heute wieder aktuell und so beängstigend. Vielen Dank also für deinen Einsatz. Von der „nicht echten Frankfurterin“. Hab eine gute Fahrt und einen bequemen Sattel 🙂
Ganz lieben Dank für deine Worte – die bedeuten mir viel. Genau das ist mir wichtig: Bewusstsein zu schaffen für das, was ganz nah war – und leider auch heute wieder erschreckend aktuell ist und schnell wieder ganz nah sein kann. Und egal ob „echte“ oder „nicht echte“ Frankfurterin – deine Unterstützung und Deine Freundschaft kommt definitiv von Herzen und das zählt! Ich geb mein Bestes für eine gute Fahrt…