Der Start unserer Wanderung verlief etwas holprig. Erst gegen 9:30 Uhr kamen wir in Marseille mit unserem FlixBus aus Frankfurt an, nahmen noch ein Frühstück zu uns und dann ging es auch schon los in Richtung Aix-en-Provence. Da wir Marseille gut kennen, wollten wir keine Zeit verlieren und direkt loslaufen. Leider hatte ich bei der Routenplanung aus der Stadt heraus etwas geschlampt, sodass wir nicht gerade den idyllischsten Weg erwischten. Marseille ist zwar am Meer seit der Kulturhauptstadtzeit 2013 wunderschön. Doch der Weg hinaus führte uns durch das weniger charmante industrielle Hafengebiet, kein Paradies für Fußgänger.
Unter dem Projekt „Kulturhauptstadtregion Marseille-Provence“ wurde der Wanderweg GR 2013, dem wir heute größtenteils folgten, im Grunde auf dem Reißbrett konzipiert. Dabei hatten die „Streckendesigner“ das Ziel, den Weg nicht nur durch malerische Landschaften verlaufen zu lassen. Sondern auch städtische, stadtnah gelegene, landwirtschaftlich genutzte und industrielle Bereiche miteinander zu verknüpfen. Die Initiatoren, allen voran Baptiste Lanaspeze, begreifen den Wanderweg als ein eigenständiges Kunstwerk und vergleichen ihn mit einem „Freilichtmuseum“, durch das die moderne Landschaft der Region Bouches-du-Rhône zu Fuß erfahrbar wird.
Trotzdem entdeckten wir Spannendes. Der große weiße „Marseille“-Schriftzug, den man sonst nur vom Kreuzfahrtschiff aus der Ferne schon sieht. Kleine Pfade hinter Wellblechhütten, geschlossene Parks die wir durchstreiften, stellenweise etwas suspekt und gruselig. Mit jedem Kilometer wurde es angenehmer, die Stadt zog sich zurück, die Natur trat hervor. Besonders schön war ein Abschnitt entlang eines naturnah gestalteten Stausees, gefolgt von echter Naturidylle. Jetzt wurde die Wegbeschaffenheit auch etwas rauher aus groben Kies und Geröll. Ein aromatischer Hauch von Thymian, Rosmarin und wilden Kräutern lag in der Luft, als würde die Natur selbst uns willkommen heißen und das Erlebnis abrunden.
Den krönenden Abschluss bildete Le Domaine du Petit Arbois bei Aix-en-Provence, ein Innovationscampus mitten im Grünen. Zwischen moderner Architektur, fast dorfähnlichen Strukturen und freilaufenden Pfauen fühlt man sich ein wenig wie im französischen Silicon Valley. Der Standort wurde 2020 sogar von der International Association of Science Parks als viertgrößter Technologiepark der Welt im Bereich Cleantech ausgezeichnet. Das 43.000 m² große Gewerbegebiet beherbergt 25 Jahre nach seiner Gründung mehr als 110 Unternehmen. Im neu entstandenen „The Camp“ verbrachten wir unsere Nacht. Ein außergewöhnlicher und inspirierender Ort.





















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