Die Etappe nach Jastrzębie-Zdrój (Bad Königsdorff-Jastrzemb) war angenehm zu fahren. Abgesehen von etwas Nackenziehen fühlte ich mich fit und im Flow. Körperlich keine Spur mehr von Anstrengung. Die Strecke selbst hatte es aber in sich: Radwege, die plötzlich in Waldpfade oder halb trockene Bachbette übergingen, unterspülte oder weggespülte Abschnitte, Brücken, die einfach fehlten. Oft blieb nur der Umweg über die Bundesstraßen.
Trotzdem, war die Natur beeindruckend. Sanfte Hügel, ruhige Dörfer, kleine Städte. Und dieser Duft! Erdbeerfelder, Kamille am Wegesrand, es war wie ein natürlicher Duftgarten. Besonders aufgefallen sind mir die vielen Kirschbäume. In Deutschland meist auf Privatgrundstücken, hier säumen sie ganz selbstverständlich Straßen und Felder. Vielleicht gehören sie auch jemandem, aber sie wirken zugänglich für alle. Anständig wie ich bin habe ich die Finger davon gelassen, auch wenn sie wie der Apfel im Paradies verführerisch wirkten.
Wo ich gerade vom Paradies spreche: Seit Zittau sind mir unzählige Schlangen begegnet – meist leblos, überfahren und am Straßenrand liegend. Doch auch zwei lebendige Exemplare kreuzten meinen Weg: eine Natter und eine Otter, die sich rasch davon schlängelten. Beim entspannten Radeln mit einem Podcast im Ohr kann so eine unerwartet auftauchende Schlange am Wegesrand durchaus für einen plötzlichen Adrenalinschub sorgen – vor allem, wenn man diesen Tieren eher mit Unbehagen als mit Faszination gegenübersteht.
Nach rund 180 Kilometern kam ich entspannt in Jastrzębie-Zdrój an, trotz eines kurzen Verfahrers am Ende. Gerade rechtzeitig: Der Akku meiner elektronischen Schaltung war leer. Zum Glück darf ich das Rad mit aufs Hotelzimmer nehmen und dort laden. Immerhin hielt der Akku über 1000 Kilometer, von Frankfurt bis hierher. Eine Powerbank wäre im Notfall auch bereit gewesen.
Jetzt bin ich etwas wehmütig. Morgen ist die letzte Etappe. Ich habe mich gerade erst eingefahren. Ursprünglich wollte ich weiter in unsere neuste Partnerstadt Lviv, als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Doch der Rückweg wäre zu kompliziert geworden. Die Zeit war auch begrenzt. So bleibt mir morgen noch der Tag nach Krakau, bevor die Tour endet.


























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