Wolfstein – Saarburg

Der Tau zog in dunklen Schwaden aus dem Tal an der Jugendherberge vorbei, doch das störte mich nicht. Ich saß noch beim Frühstück und genoss die ruhige Morgenstimmung während ich grübelte, was mich auf dem Weg nach Saarburg erwartet.

Die Etappe begann mit einem 150-Meter-Abstieg, bevor ich 10 Kilometer dem Tal folgte. Danach setzte ich meine Tour in Richtung Saarburg fort. Ehrlich gesagt hatte ich großen Respekt vor diesem Tag, denn ich wusste, dass es höhenmetermäßig die anspruchsvollste Etappe werden würde. Insgesamt 1.446 Höhenmeter. Doch zu meiner Überraschung fühlten sich meine Knie und Oberschenkel trotz der gestrigen Anstrengungen erstaunlich gut an. Vielleicht lag es an der zweimaligen Behandlung mit Neo Ballistol gestern und einer zusätzlichen Anwendung heute Morgen. Ich will ja nicht klingen wie ein Esoteriker oder ein Vertreter, aber meine Beine schmerzten nicht einmal im Geringsten – und das, obwohl ich gestern noch befürchtete, mit verhärteten Muskeln aufzuwachen.

Das Wetter blieb auf meiner Seite und der Wind verschonte mich glücklicherweise. 15 Kilometer führten mich entlang einer alten Eisenbahntrasse, die heute für Fahrraddraisinen genutzt wird. Doch ich war wohl zu früh unterwegs, denn ich sah keine einzige. Vielleicht war die Saison bereits beendet, schade bei so einem traumhaften Wetter.

Dann führte mich die Strecke für 9 Kilometer durch ein militärisches Sperrgebiet. Hier überholte mich so ziemlich alles, was die Bundeswehr an Fahrzeugen zu bieten hat, nur Panzer leider nicht. Stattdessen waren es Jeeps und LKWs. Besonders überrascht war ich, als mir ein Hummer mit amerikanischen Soldaten entgegenkam, schließlich gehört das Gelände der Bundeswehr. Ein wenig später entdeckte ich einen US-Stützpunkt, das erklärte ihre Präsenz. Möglicherweise gibt es eine gemeinschaftliche Nutzung der Übungsplätze.

Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, als ich die vielen Einschusslöcher in den Straßenschildern sah. Man wurde auch ausdrücklich darauf hingewiesen, keine Munition, Waffen oder sonstiges Gerät mitzunehmen. Mich wunderte, dass darüber offenbar niemand etwas sagt.

Zum Abschluss des Tages führte mich die Route durch den Naturpark Saar-Hunsrück. Die Landschaft war beeindruckend und bergig, doch nach 600 Höhenmetern konnte ich fast bis zur Jugendherberge hinunterrollen. Dort angekommen, hatte die Herbergsmutter eine Ofenpizza für mich. Eine willkommene Stärkung, denn in die Stadt zu gehen war für mich keine Option mehr. Ich war einfach zu müde.

Nun ist auch der zweite Tag meiner Reise geschafft. Morgen geht es über Luxemburg nach Verdun. Ich hoffe, noch einen kleinen Kranz zu finden, den ich auf dem Schlachtfeld für die gefallenen Soldaten beider Länder im Ersten Weltkrieg niederlegen kann.

01Tour I 03

GPS Track: Strava / Komoot


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