Der Tag begann im Morgengrauen, zunächst hinaus aus Pontevedra und dann weiter über Wald- und Feldwege. Leider war alles noch vom Vortag völlig durchnässt. Aber zum Glück blieb uns der starke Regen heute erspart. Trotzdem sorgten die feuchten Wege bald für eine neue Blase, obwohl meine Füße im Zehenbereich inzwischen fast vollständig mit Pflastern und Bandagen bedeckt sind.
Unterwegs nieselte es immer wieder und so spielten wir das ständige „Poncho-an-Poncho-aus-Spiel.“ Teilweise trugen wir die Ponchos in der Hand, um sie bei Bedarf schnell wieder überzuziehen. Der Nieselregen und die schützenden Kapuzen, die wie Scheuklappen unsere Sicht und Hörweite einschränkten, schufen eine ruhige, fast isolierte Stimmung. Konversationen blieben aus und die nassen Füße ließen uns das Tagesziel herbeisehnen, um die Schuhe endlich auszuziehen und die Füße zu trocknen.
Unsere Unterkunft heute ist angenehm sauber. Auch das Bad, das wir mit anderen teilen, wirkt ordentlich, zumal wir die ersten sind und es vorerst für uns allein haben. Gestern in Pontevedra hatten wir nicht so gut geschlafen. Auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Essen im Ort trafen wir zufällig eine Pilgerin und ihren Sohn. Diesen sind wir schon kurz nach Porto begegnet und gestern haben wir sie wieder getroffen. Aus einer anderen Richtung stieß noch ein weiterer Pilger dazu, den sie bereits seit ein paar Tagen kannten. Gemeinsam beschlossen wir, den Abend miteinander zu verbringen. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort ließen wir uns in einem Restaurant nieder, wo wir den Abend bei gutem Essen und in fröhlicher Runde ausklingen ließen.
Allmählich macht sich die Wehmut breit, dass unser gemeinsames Abenteuer bald zu Ende geht. Gerade jetzt, wo wir richtig im Rhythmus sind! In nur zwei Tagen erreichen wir bereits Santiago de Compostela. Doch wenn unsere Füße weiterhin durchhalten, planen wir, noch bis nach Finisterra weiterzuwandern.
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