Der heutige Tag auf dem Camino war von Anfang an eine Herausforderung. Der Wetterbericht hatte es bereits angedeutet und wie vorhergesagt, regnete es die ganze Nacht durch und am Morgen ohne Unterlass weiter. Die ersten 20 Kilometer ab Redondela begleiteten uns ohne eine Pause der Regen und die damit einhergehende Nässe. Füße und Schuhe waren von den ersten Schritten an durchnässt und die Kälte zog sofort hinein. Die Strecke führte größtenteils durch den Wald und einige hügelige Abschnitte, die es in sich hatten. Leider blieb eine neue, recht große Blase an meinem Fuß nicht aus, während Steinar zum Glück verschont blieb.
Der Weg wurde immer schlimmer, an manchen Stellen strömte das Wasser regelrecht den Pfad entlang. Es gab Pfützen, die so tief waren, dass der Fuß verschwand. Zum Ende hin ignorierte ich Steinars Vorschlag, auf der Straße zu bleiben und entschied mich für den Waldweg, in der Hoffnung, die letzten Kilometer naturnah trotz Regen zu genießen. Der Waldweg war jedoch in einem katastrophalen Zustand, ein einziges Bachbett aus Matsch und Wasser. Nach ein paar harten Kilometern gaben wir auf und nahmen schließlich doch einen Umweg, um wieder auf den befestigten Weg zu gelangen. Steinar, der zuvor inständig darum gebeten hatte, den Weg zu meiden, war natürlich erleichtert.
Unsere Herberge heute bietet immerhin etwas Privatsphäre, auch wenn uns nur eine Schiebetür von zwei älteren Damen trennt, die lautstark telefonieren. Wir hatten mit ihnen das Zimmer getauscht, damit sie nicht in den niedrigen Hochbetten übernachten mussten. Am Abend wusch und trocknete ich noch schnell unsere nassen Socken und Unterwäsche. Außerdem trocknete ich unsere Schuhe mit dem Föhn, denn morgen wieder in durchnässte Schuhe zu steigen, wäre eine schwere Motivationsbremse. Am Ende des Tages gönnten wir uns noch gemeinsam eine große Pizza. Trotz der Aussicht auf weiteren Regen freuen wir uns darauf, morgen mit halbwegs trockener Kleidung aufzubrechen und den nächsten Abschnitt anzugehen.
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