Fernwanderung an der Côte d’Azur

Die pulsierende Mittelmeer-Metropole Marseille hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Transformation erlebt. Einst geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und einem durchschnittlichen Ruf, hat sich die Stadt zu einem wahren Geheimtipp für Kultur- und Städtereisende entwickelt. Ihre mediterrane, südfranzösische Lebensart, neu eröffnete Museen und eine frisch renovierte Hafenpromenade verleihen Marseille eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Zuletzt bin ich 2022 mit dem Rad von Frankfurt nach Marseille geradelt.

Als zweitgrößte Stadt Frankreichs hat Marseille jedoch noch ein ganz besonderes Ass im Ärmel. Seit 2012 besteht fast ein Drittel des Stadtgebiets aus einem Naturschutzgebiet. Der Parc National des Calanques erstreckt sich entlang der Mittelmeerküste südlich von Marseille und bietet eine atemberaubende Kulisse. Das Herzstück bildet ein rauhes Kalksteingebirge, gespickt mit fjordartigen Buchten, den sogenannten Calanques. Das etwa 20 Kilometer lange Calanque-Massiv ist ein Paradies für Wanderer und bildet den landschaftlichen Höhepunkt unserer fünftägigen Fernwanderung, dass wir an den letzten beiden Tagen durchqueren werden.

Unsere Reise beginnt in Bandol, einem zauberhaften Küsten- und Badeort, der sich nicht weit von Marseille entfernt befindet und bequem mit der Bahn erreichbar ist. Mit unseren Rucksäcken und unserer Vorfreude auf das kommende Abenteuer machen wir uns bereit, die Schönheit Südfrankreichs zu Fuß zu erkunden.

Die Fernwanderung führt uns entlang des gelb markierten Küstenwanderwegs „Sentier Littoral“. Die salzige Meeresluft umgibt uns, während wir die malerische Küste entlangwandern und den starken Wellen lauschen. Doch schon bald biegen wir in Saint-Cyr-sur-Mer ins Landesinnere ab. Die ländliche Atmosphäre und die Weinberge, die die Landschaft prägen, lassen uns die Hektik des Alltags vergessen und in die Ruhe der Natur eintauchen.

Dann geht es wieder der rot/weißen Markierungen des Fernwanderwegs GR 51 nach und wir tauchen tiefer in das Hinterland ein. Vorbei an Lavendelfeldern und Weinbergen wandern wir durch eine Landschaft, die von Weinbau und Landwirtschaft geprägt ist. Kurz vor La Ciotat verlassen wir den GR 51, und laufen nicht weiter nach Cassis, sondern steigen ab in den Ort.

Ab La Ciotat machen wir uns auf den „Sentier du Cap Canaille“, der uns entlang der höchsten Klippen Frankreichs von La Ciotat nach Cassis führt. Die Ausblicke sind atemberaubend, während wir uns entlang der steilen Klippen bewegen und das azurblaue Mittelmeer unter uns funkeln sehen. Jeder Schritt ist eine Entdeckung, jeder Moment ein Geschenk der Natur.

Die Wanderung gipfelt auf dem Weg durch den Parc National des Calanques, ein Naturschutzgebiet bekannt für seine türkisfarbenen Buchten und steilen Klippen. Wieder auf dem Küstenwanderweg GR 51, erkunden wir diese faszinierende Landschaft, die uns mit ihrer unberührten Schönheit verzaubert. Die Calanques laden zum Verweilen ein, und wir genießen es, in ihrer majestätischen Pracht zu wandern und die Stille der Natur zu erleben.

Unsere Fernwanderung von Bandol nach Marseille war nicht nur ein physisches Abenteuer, sondern auch eine spirituelle Reise. Wir tauchten ein in die vielfältige Landschaft des südfranzösischen Gebiets, von den malerischen Küsten bis hin zu den bezaubernden Landschaften im Hinterland, und sammelten dabei unvergessliche Eindrücke. Diese Erfahrung zeigte uns die Schönheit und Bedeutung des langsamen Reisens zu Fuß, welches uns ermöglichte, die Natur in ihrer ganzen Pracht zu genießen. Die Wanderung als Vater und Sohn verstärkte unsere Bindung und schuf Erinnerungen, die ein Leben lang halten werden.